Kann eine Vagina ausleiern? | Oberösterreicherin

2022-12-07 17:35:46 By : Ms. Ruth Lin

Eine Vagina kann durch die Geburt eines Kindes zu weit werden - oder auch, wenn eine Frau viel Sex hat. Völliger Unsinn, sagt Sexualberaterin Doris Kaiser, und klärt über diesen hartnäckigen Mythos auf.

Umfragen zeigen, dass Frauen über die meisten anderen Organe ihres Körpers besser informiert sind als über Funktion und Anatomie der Vagina. Während Jungs ihren Penis sehen, mehrmals am Tag in der Hand haben und diesen auch erkunden (dürfen), wird vielen Mädchen verboten, sich „da unten“ anzugreifen. Wird die Vulva endlich beachtet und betrachtet, wird sie oft mit der von Pornostars verglichen. Unzählige Frauen finden ihre Vulvalippen zu groß, zu unförmig, zu ungleichmäßig, einfach nicht schön. Intimchirurgie ist daher auch einer der größten Wachstumsmärkte der Schönheitschirurgie. So wie es viele unterschiedlich große, dicke und geformte Penisse gibt, sind auch Vulven und Vaginen individuell. Kein Mensch – und somit auch kein Intimbereich – gleicht dem anderen! 

Von Mythen und Ammenmärchen.  Nun haben wir also ohnehin schon kein gutes Verhältnis zu unserem Intimbereich. Und dann hören wir auch noch solche Ammenmärchen: Durch viel Geschlechtsverkehr leiert die Vagina aus. Das ist schlicht und ergreifend falsch. Die Beschaffenheit der Vagina hat nichts mit der Anzahl der Sexualpartner zu tun!  Woher dieser Mythos kommt, ist leicht nachvollziehbar. Er diente dazu, Mädchen und Frauen davon abzuhalten, ihre Sexualität frei zu leben. Auch wenn das nicht mehr in unsere Zeit passt, hält sich dieses Gerücht immer noch hartnäckig – sowohl bei Frauen als auch bei Männern.  Die Vagina ist ein etwa acht bis zwölf Zentimeter langer, mit Schleimhaut ausgekleideter Muskelschlauch. Genau wie jeder andere Muskel des Körpers besitzt dieser die Fähigkeit, sich zu dehnen, sich zusammenzuziehen und wieder zu entspannen. Die Vagina wird bei Erregung feucht, weicher und weiter, damit sie schmerzfrei einen Penis aufnehmen kann. Nach dem Geschlechtsverkehr zieht sie sich wieder zusammen und ist genauso eng wie zuvor. 

Beckenboden trainieren. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Vagina „zu weit“ ist, also wenig Reibung beim Sex entsteht, versuchen Sie es mit Beckenbodentraining. Es gibt viele einfache Übungen, die Sie in Ihren Alltag einbauen können. Auch Pilates oder das Training mit Liebeskugeln kann hilfreich sein. Ein trainierter Beckenboden steigert nicht nur das Lustempfinden beim Sex, sondern schützt auch vor Inkontinenz und kann sogar eine bereits bestehende Blasenschwäche verbessern. 

Wenn Männer „wenig“ spüren. Manchmal haben Männer den Eindruck, „nichts zu spüren“. Viele dieser Männer sind durch die Selbstbefriedigung großen Druck auf ihren Penis gewöhnt. Sanftere Berührungen am Penis bzw. weniger Druck werden dann nicht als lustvoll oder kaum wahrgenommen. Das hat allerdings nichts mit der Vagina zu tun, sondern mit der angelernten Form, wie Lust erzeugt wird. Sexualität ist ein lebendiger Prozess, man kann immer etwas dazulernen, wie z. B. auf andere Berührungen mit Lust und Erregung zu reagieren. 

Leiert Vagina durch Geburt aus? Die Vagina ist extrem elastisch, um auch so eine extreme Beanspruchung wie eine Geburt zu überstehen. Gleich danach sind Bänder und Muskeln natürlich überdehnt, können jedoch durch Rückbildungsgymnastik langsam wieder in den Ursprungszustand gebracht werden. Trotzdem kann sich der Sex anders anfühlen – sowohl für die Frau als auch für den Mann. Akzeptieren Sie die Veränderungen Ihres Körpers, immerhin hat er Höchstleistungen vollbracht!

Künstliche Verengung der Vagina. Die gängigste Methode ist die Straffung der Vagina mithilfe eines Lasers sowie eine anschließende Unterspritzung der Vaginalwände mit Eigenfett. Diese OP  dauert in etwa zwei Stunden und wird in Vollnarkose durchgeführt. Eine weitere Möglichkeit der Verengung ist die Unterspritzung mit Hyaluronsäure. Da diese mit der Zeit resorbiert wird, muss die Behandlung alle acht bis 16 Monate wiederholt werden.  Solche Eingriffe bergen natürlich wie jede andere Operation bzw. Behandlung das Risiko für Komplikationen wie Infektionen, Wundheilungsstörungen, Narben, Schmerzen oder Empfindungsstörungen. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, lassen Sie sich in jedem Fall ausführlich von einer Fachärztin für Intimchirurgie beraten. Jede Frau muss eine solche Entscheidung selbst treffen. Auf keinen Fall sollte der Wunsch des Partners dafür ausschlaggebend sein! 

Die Alternative zur Chirurgie dauert länger, kommt aber ohne Operation und Narben aus: Schließen Sie Frieden mit Ihrem Körper – auch und gerade mit Ihrer Vulva und Ihrer Vagina! Ich unterstütze Sie gerne dabei.

Text: Doris Kaiser/Die Sexualberaterin für Frauen 

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